Die Thüringer Hütte im Wandel der Zeit

Im 14. Jahrhundert waren zum Schutze der Einwohner gegen Überfälle an den Grenzen sogenannte Landwehre, auch Hähle genannt, angelegt worden. Diese bestanden aus einem Wall, der mit dichtem Buschwerk und Bäumen bewachsen und dadurch undurchdringlich war. An beiden Seiten zogen sich auch noch Gräben hin. Spuren befinden sich in der Nähe der Thüringer Hütte. Ein Hählknecht war angestellt, der die Anlage zu erhalten und zu bewachen hatte. Seine Unterkunft soll sich auf dem Platz befunden haben, auf dem heute der Berggasthof steht.


Die Lage des Platzes hat anscheinend schon damals gereizt, dort eine Unterkunft zu errichten. So ist es auch zu erklären, daß 1936 dort von der Gemeinde Urspringen ein Holzhaus an der bayerisch-thüringischen Grenze aufgestellt wurde, um den Bauern aus Urspringen und Sondheim während der Rhönheuernte eine Unterkunft zu schaffen. Es stellte sich aber in den folgenden Jahren heraus, daß der Bau zu klein und auch wenig widerstandsfähig war.


Den fortschrittlichen Bestrebungen des damaligen Bürgermeisters Alfred Dreschers  ist es zu danken, dass das primitive Holzhäuschen 1940 abgerissen und an dessen Stelle ein geräumiges Holzhaus mit Schenke und Übernachtungsmöglichkeiten gebaut wurde. Er hatte sich vorher an die Nachbargemeinde Sondheim mit dem Anerbieten gewendet, sich an dem Bau zu beteiligen. Sondheim lehnte aber ab. Besondere Förderung erhielt der Bau durch den damaligen Landrat Gommlich in Meinigen. Das Land Thüringen gab für den Bau einen Zuschuss von 15.000 RM (Reichsmark). Die Gemeinde Urspringen stellte das erforderliche Holz und übernahm die Restfinanzierung. Das neue Gebäude erhielt, wie die abgerissene Vorgängerin, den Namen „Thüringer Hütte“. Der Innenausbau zog sich noch hin, war aber bis Herbst 1941 fertig. Ab 01. Oktober 1941 wurde die Bewirtschaftung an den Landwirt Waldemar Drescher aus Urspringen verpachtet. Er blieb Pächter bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.


In der danach einsetzenden allgemeinen Unsicherheit blieb auch die „Thüringer Hütte“ nicht verschont. Sie wurde aufgebrochen und ausgeplündert. Das Mobiliar wurde abtransportiert. Soweit das unberechtigte Abholen von Gegenständen bekannt geworden war, wurde die Rückgabe erreicht. Ein großer Teil blieb verschwunden. Als sich dann 1946 eine zu dieser Zeit in Urspringen wohnende Frau Ina Stiel bereit fand, die Bewirtschaftung zu übernehmen, dauerte es lange, bis alles wieder ergänzt war. Bis 1952 blieb Ina Stiel die Pächterin. Heini Barthelmes aus Ostheim trat im gleichen Jahr die Nachfolge an. Er war Bewirtschafter bis 1955. Von da an war eine Frau Elisabeth Pachulski bis zum 31. Oktober 1957 Wirtin der „Thüringer Hütte“. Vom 1. November 1957 an trat wieder ein Urspringener als Hüttenwirt auf und zwar der Landwirt Harto Drescher. Die Jahrespacht scheint nicht hoch gewesen zu sein.

 


Das Fehlen eines Nebengebäudes zur Unterstellung von Fahrzeugen und Geräten war ein großer Nachteil für den Pächter. Der Gemeinderat entschloss sich im Jahre 1961 zum Bau. Die Kosten wurden auf 20.000 DM geschätzt. Die Brauerei Hugo Streck in Ostheim, die seit 1957 ununterbrochen Bierlieferant ist, gab dazu ein zinsloses Darlehen von 15.000 DM und so konnte am 06. September 1961 das Richtfest gefeiert werden. Fertiggestellt war das Gebäude aber erst am 1. August 1962.

 



Nach dieser Verbesserung kam eine zweite. 1962 wurde mit dem Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße vom Ortsrand in Urspringen bis zu „Thüringer Hütte“ begonnen. Die Gesamtkosten hierfür waren auf 970.000 DM veranschlagt. Die Eigenleistung der Gemeinde Urspringen war mit 70.000 DM angesetzt. Die neue Straße wurde ab 1. Januar 1964 als Kreisstraße hochgestuft und ist damit in das Eigentum und die Unterhaltung des Landkreises übergegangen.


Die fortwährenden kostspieligen Unterhaltungsarbeiten an der Hütte wurden dem Gemeinderat in Urspringen zu viel. Am 04. Dezember fasste er deshalb den Beschluss sie mit Zubehör an den bisherigen Pächter Harto Drescher zu verkaufen.


Der neue Eigentümer baute einige Jahre danach eine neue Küche an, die den neuen Erfordernissen entsprach. Eine langwierige Erkrankung zwang Harto Drescher im Jahre 1976 die Bewirtschaftung der Berggasthofes aufzugeben. Er verkaufte Sie an Helmut und Hildegard Schmidt aus Urspringen. Die neuen Eigentümer übernahmen vom 01. Dezember 1976 an die Bewirtschaftung.


 

 

 

Durch Fleiß, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit, gepaart mit verbessertem und reichhaltigerem Angebot an Speisen und Getränken, ist es den neuen Besitzern gelungen, die „Thüringer Hütte“ zu einem bekannten und gern besuchten Ausflugslokal zu machen. Dazu hat wesentlich der in Bad Kissingen zum Hotelkoch ausgebildete Sohn Jürgen beigetragen, der imstande ist, auch verwöhnten Gaumen etwas Schmackhaftes zu bereiten.

 


Zum 01. Januar 1995 übergaben Hildegard und Helmut Schmidt den Betrieb an Ihren Sohn Jürgen und seine Frau Annerose weiter, die diesen auch weiterhin mit viel Fleiß und Gastfreundschaft weiterführen und modernisieren. So wurden die Toiletten komplett saniert und auch das Dach wurde noch in den 90er Jahren erneuert.


Seit Juni 2002 ist nun mit Sohn Jürgen schon die dritte Generation im Familienbetrieb beschäftigt, welcher im benachbarten „Rhön-Park-Hotel“ eine Ausbildung zu Restaurantfachmann absolviert hat und sich nun zusammen mit seiner Mutter im Service um die Gäste kümmert. Im Jahre 2007 kam dann mit Schwiegertochter Julia weitere Unterstützung in die „Thüringer Hütte“. Im Juni 2008 ist Josef, der vielleicht einmal zukünftige Wirt der „Thüringer Hütte“, auf die Welt gekommen. Tochter Johanna komplettierte im September 2010 die Familie.


 

 

 

 

 

 

 

 Eine umfangreiche Renovierung der Thüringer Hütte lässt diese seit 2010 in neuem Glanz bei gewohnter Gemütlichkeit erstrahlen. Zum um einen hellen und freundlichen Wintergarten erweiterten Gastraum kommen nun auch noch 2 sehr gut ausgestattete Ferienwohnungen hinzu, die auf Anfrage und Verfügbarkeit buchbar sind. Die durch das Team des Naturparks Rhön professionell präparierte Schlittenbahn im Winter und der neu angelegte Kinderspielplatz in der restlichen Zeit des Jahres bieten auch für die Kleinsten Spiel und Spass. Die Eltern haben hierbei Ihre Kinder aus dem Wintergarten oder von der Panorama Terrasse aus stets im Blick.